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Jüdisches Leben
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Beitrag vom 27.10.2005
Exil in Shanghai
Katrin Brummund
"Geschichte durch Geschichten erzählen" - so könnte das Motto des Rafael Roth Learning Centers lauten. Eine multimediale Erzähleinheit informiert über das Leben jüdischer Flüchtlinge in Shanghai.
Eine zusammengewürfelte Gesellschaft an Deck eines italienischen Luxusliners, eine bunte Kinderschar an Bord der Transsibirischen Eisenbahn: Touristen auf der Reise in den sonnigen Süden? - Könnte man meinen.
Doch die vermeintlichen UrlauberInnen, die hier sonnengeblendet in die Kamera blinzeln, sind jüdische Flüchtlinge auf dem Weg ins Exil, einen Ort, den viele später als "die Hölle" bezeichnen werden.
Nach dem Novemberpogrom von 1938 stiegen die Auswanderungszahlen für die noch in Deutschland lebenden Juden und Jüdinnen rapide an. Für begehrte Exilländer wie die Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Palästina galten längst Einreisebeschränkungen. Der einzige Ort der Welt, der 1938 noch ohne Auflagen zu erreichen war, war die chinesische Millionenstadt Shanghai, das "Exil der kleinen Leute".
Knapp 20 000 Menschen gelang bis 1941 die Emigration. Nach der wochenlangen Anreise sahen die Flüchtlinge in Shanghai einer ungewissen Zukunft entgegen. Die meisten der jüdischen ExilantInnen waren mittellos, hatten ihre letzten Ersparnisse für den Schiffstransfer ausgegeben. Hunger, Arbeitslosigkeit und kalte Winter erwartete sie in der Hafenstadt.
W. Michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museums Berlin und selbst "Shanghait" erinnert sich: "Shanghai war eine Insel, um die herum der Chinesisch-Japanische Krieg tobte, es gab dort kaum Gesetze und noch weniger Arbeit, das Klima war ungesund, es herrschte Willkürjustiz, Verbrechen und unvorstellbare Armut [...] Kurzum, Shanghai war das Exil letzter Wahl."
Das armselige Leben überstanden viele ExilantInnen nur mit der hoffnungvollen Aussicht auf ein Leben nach dem Krieg. Diese "Zwischenstationsmentalität" führte nach der Kapitulation Japans im August 1945 zu einer rasch einsetzenden Weiterwanderung der Flüchtlinge: Auf der Suche nach Angehörigen zog es die meisten "Shanghailänder" in die USA oder nach Palästina, nur ein geringer Teil kehrte in die Heimat nach Deutschland bzw. Österreich zurück.
Anhand von Fotos, Videos und Audios können sich die BesucherInnen des Rafael Roth Learning Centers die Geschichte von W. Michael Blumenthal und vieler anderer Shanghai-Exilanten vergegenwärtigen. Auf 500 Quadratmetern stehen 20 Computer-Stationen bereit, die mittels dieser und anderer "multimedialer Geschichten" über deutsch-jüdische Geschichte und Kultur informieren.
Exil in Shanghai
Eine multimediale Geschichte im Rafael Roth Learning Center
Jüdisches Museum Berlin
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